die Suche nach dem tiefen Selbst

Beatrice Samuel

Dies ist ein Foto von Bea mit 91 Jahren. Sie ist zart und zurückhaltend, mit aufrechter Gestalt und  großer Würde. Durch ihre Arbeit im Innenministerium als Chamberlain mit seinem Schriftstück „Friede in unserer Zeit“ zurückkehrte, ist sie eine bekannte Persönlichkeit in unserer Gemeinde. Sie hat Geschichte gelebt. Sie ist liebenswert und ermutigend mir gegenüber, eine großartige Vermittlerin von Stärke. Das heißt nicht, dass sie nicht auch selbst Probleme hat. Was das betrifft, ist sie aber authentisch und tapfer in Hinblick darauf, dass sie oftmals unter Alterserscheinungen leidet.

Ich erzählte ihr von diesem Projekt und fragte sie, ob sie daran teilnehmen wolle. Sie bejahte, zweifelte aber, ob sie etwas Relevantes  zum Thema ein „Selbst“ zu werden, beitragen könnte. Sie glaubte eher, sie sei nie imstande gewesen, ihr wirkliches Selbst zu sein. Sie beschrieb die Armut ihrer Kindheit und wie sie als älteste Tochter ihrer geliebten Mutter und den geliebten Geschwistern geholfen hatte. Sie war ausgesprochen intelligent und hatte einen starken Wissensdrang. Obwohl sie in die Grammar School aufgenommen wurde, gelang es ihr nicht, ihre Ausbildung fortzuführen. Ihr Vater war einer von 2 Millionen Arbeitslosen und sie musste Geld verdienen. Dynamisch und attraktiv wie sie war, hätte sie heiraten können. Sie verzichtete darauf – zugunsten eines Hauskaufs für sich, ihre kränkliche Mutter und ihre Schwester, die ihr soviel bedeuteten.

Obgleich sie in ihrem Beruf beachtliche Erfolge erzielte, wurde sie mit Sexismus durch einen Vorgesetzten konfrontiert, der Frauen hasste. Einsam und erschöpft, war sie kurz vor einem Zusammenbruch, der sie aber zu einer anderen Art Leben führte. Sie führte eine Zeit lang eine Frühstückspension. Während dieser Zeit teilte sie das Haus mit ihrer Schwester, die ihre Berufung  als inspirierende Schulleiterin fand.  Schließlich jedoch kehrte Bea zu ihrem ursprünglichen Beruf zurück.

Durch die längere Pause musste sie einen Abstieg in Kauf nehmen, der aufgrund ihrer Erfahrungen ungerechtfertigt war. Ihre Suche nach dem Sinn und der Bedeutung des Lebens führte sie in dieser Zeit zur Christengemeinschaft. Diese tiefe und bedeutsame Verbindung dazu ist seit dem ein Leitstern und Felsen in ihrem Leben geblieben.

Als ich Bea zum ersten Mal traf, war sie im Ruhestand und ich lernte sie nur allmählich kennen. Jeder, der ihr begegnete, spürte die Würde ihrer betagten Persönlichkeit. Für jeden, der ihr begegnete war sie Vorbild für Würde im Alter. Jeder der sie kannte, bewunderte und respektierte sie. War berührt von ihrem liebevollen Interesse am Menschen. Sie, wiederum sah ihr Leben als eines, in dem sie auf alles verzichtet hatte, was sie anzustreben versuchte, sei es aus Notwendigkeit oder durch Verantwortung. Als ich ihr erzählte, dass ihr großmütiges Wesen kein Anzeichen erkennen ließ, jemals gescheitert zu haben, sagte sie, dass sie glaube, es sei wichtig, das Richtige zu tun und positiv zu denken. Ich fragte:“Wissen Sie, wie sehr wir alle Sie bewundern und schätzen? Wissen Sie, welchen Erfolg Sie in Ihrem Leben erreicht haben?“ Sie schaute etwas überrascht und lachte: “Ich habe an so etwas nie gedacht, Liebes.“ Sie war in ihrem Leben pflichtbewusst gewesen, war aber authentisch und hatte auch immer großherzig gegeben, dass sie trotz allem wirklich jemand geworden ist.